Bearbeitung von Halbfabrikaten und Rohlingen im Rahmen der Brillenherstellung
Die individuelle Weiterverarbeitung von Halbfabrikaten und Rohlingen erfolgt in Oberflächenschleifereien. Dort durchlaufen Brillengläser verschiedene Stationen, von der Formgebung über das Schleifen bis hin zur Oberflächenveredelung:
- Blocken: Um Halbfabrikat oder Rohling lageorientiert in der Bearbeitungsmaschine zu fixieren, erhalten sie ein sogenanntes Blockstück. Das Blockstück wird mit einer Metalllegierung an Halbfabrikat bzw. Rohling befestigt.
- Formgebung: Mit einer computergesteuerten CNC-Fräse erfolgt die Formgebung, durch die das Brillenglas seine endgültige optische Wirkung erhält. Die Bearbeitung erfolgt mit höchster Präzision und auf Basis der im Sehtest ermittelten Korrekturwerte. Dabei werden alle im Brillenpass angegebenen Werte berücksichtigt. Neben den Werten der sphärischen Fehlsichtigkeit werden dabei ggf. auch Werte wie der Zylinder (Hornhautverkrümmung) oder die Addition (Gleitsichtglas) berücksichtigt.
- Schleifen: Die Brillengläser werden beim Schleifen exakt auf den Träger abgestimmt. Es handelt sich sozusagen um den Feinschliff, bei dem auch der Hornhautscheitelabstand und die Einschleifhöhe beachtet werden. Als Hornhautscheitelabstand (HSA) wird der Abstand zwischen Auge und Brillenglas bezeichnet. Der HSA hat einen ebenso großen Einfluss auf die Korrekturwirkung der Brille wie die Einschleifhöhe. Letztere bestimmt, ob der Fernzentrierpunkt mit der Pupillenmitte übereinstimmt und der Brillenträger auf der richtigen Höhe durch die Brille schaut.
- Polieren: Die Glasoberfläche wird so auspoliert, dass keine Bearbeitungsspuren mehr sichtbar sind.
- Abblocken: Die Metalllegierung zur Befestigung von Halbfabrikat oder Rohling am Blockstück wird in heißem Wasser geschmolzen. Das Brillenglas wird vom Blockstück getrennt.
- Reinigen: Die Gläser werden in mehreren Schritten sorgfältig gereinigt.
Nachdem die optischen Werte in das Brillenglas eingearbeitet wurden, erfolgt bei Sonnenbrillengläsern die Färbung. Organische Kunststoffgläser werden in einem Tauchbad gefärbt. Je länger sie in dem Tauchbad verbleiben, desto intensiver ist die Färbung. Bei mineralischen Gläsern wird die Farbe in mehreren Schichten aufgedampft.
Veredelung von Brillengläsern
Haben die Brillengläser das Formen, Schleifen, Polieren und Reinigen und ggf. das Färben überstanden, folgt die Oberflächenveredelung. Für die Beschichtung werden bis zu 200 einzelne Brillengläser in eine sogenannte Kalotte eingesetzt und in einer Hochvakuumbeschichtungsanlage mit verschiedenen Veredelungsschichten versehen. Durch das Aufdampfen einer Entspiegelungsschicht werden beispielsweise störende Lichtreflexe minimiert. Das Auftragen spezieller Lacke macht Kunststoffgläser kratzfest. Wird das Brillenglas zum Schluss mit einer speziellen Lotus-Beschichtung versehen, die die Oberfläche extrem glatt macht, ist es schmutz- und wasserabweisend. Moderne Glasveredelungen umfassen bis zu 9 verschiedene Einzelschichten.